In den Sozialmärkten des Wiener Samariterbunds verzeichnet man seit Jahren steigende Kundenzahlen. „Einkaufberechtigt sind all jene, die unter der Armutsgrenze leben“, erklärt Sozialmarkt-Chef Georg Jelenko. „Bei einem Ein-Personen-Haushalt liegt die Grenze aktuell beispielsweise bei 1.392 Euro.“ Waren im Jahr 2021 noch rund 17.000 Kund:innen beim Samariterbund angemeldet und einkaufsberechtigt, stieg die Zahl bis 2024 bereits auf rund 25.000 an.
Steigende Kundenzahlen erfordern auch neue Ideen und Wege für die Lebensmittelversorgung in den Märkten. Die „Lebensmitteldrehscheibe“ ist eine besonders effektive Möglichkeit: Das Projekt organisiert die Weitergabe von Speisen, die bei Kantinen und Caterings in ganz Wien und Umgebung übrigbleiben. Denn gerade in Großküchen bzw. bei größeren Veranstaltungen ist es oft schwierig vorauszusagen, wie viel tatsächlich konsumiert wird. Der Rest landet im Müll.
Allein im Vorjahr konnte der Wiener Samariterbund durch die Lebensmittelrettung in allen fünf Sozialmärkten mehr als 1.300 Tonnen Nahrungsmittel vor der Mülltonne retten und genießbare Waren damit an Bedürftige weitergeben.
„Unterstützen, und keinesfalls noch etwas wegnehmen“
Laut aktueller AK-Studie sind Lebensmittel in Österreich seit Beginn der Teuerungswelle um bis zu 44 Prozent teurer geworden. In einigen europäischen Ländern wie Spanien oder Frankreich wurde erfolgreich in den Markt eingegriffen. Samariterbund Wien Geschäftsführer Oliver Löhlein sieht die Politik auch in Österreich in der Pflicht: „Die Preise blieben hoch, und die Einmalzahlungen milderten maximal akute Probleme, die erst durch die Teuerungswelle entstanden. Zusätzlich zu jenen Engpässen, die ohnehin schon herrschten. Eine sinnvolle Lösung wäre, temporär die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zu senken“, fordert Löhlein.
„Man muss sich vor Augen halten, dass mit der Inflation auch die Zahl armutsgefährdeter Menschen in Österreich proportional gestiegen ist. Leider ist es so, dass man auch in Österreich mittlerweile recht ‚einfach‘ in prekäre Verhältnisse gerät – sehr oft auch unverschuldet. Ein Jobverlust, eine Erkrankung oder einfach gestiegene Mieten, Wohnnebenkosten oder Kreditraten – und schon rutscht man aus der ehemals abgesicherten unteren Mittelschicht in die Armutsgefährdung. Wir müssen diese Menschen unterstützen und dürfen ihnen keinesfalls noch etwas wegnehmen“, so der Appell des Geschäftsführers vom Wiener Samariterbund. Es stellt sich die Frage, wieso für Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, die Rahmenbedingungen verschlechtert werden sollen.
Partner für Lebensmitteldrehscheibe gesucht
Mit dem Projekt Lebensmitteldrehscheibe verfolgt der Samariterbund Wien zwei Ziele gleichzeitig – mit einem wichtigen sozialen Projekt und einem positiven Beitrag zu Klimaschutz und aktiver Abfallvermeidung. Der Samariterbund übernimmt dabei die Abholung der noch genießbaren Lebensmittel selbst und gibt diese an Menschen in seinen Einrichtungen für Wohnungslose und Flüchtlinge sowie an Kund:innen in den Sozialmärkten weiter.
Derzeit ist eine Ausweitung des Projekts mit weiteren Kooperationspartner:innen geplant. Falls auch Sie Partner der Lebensmitteldrehscheibe werden möchten, melden Sie sich bitte unter [email protected].
Jetzt spenden für die Samariterbund-Sozialmärkte:
www.samariterwien.at/spenden/sozialmarkt/
Spendenkonto:
Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs Landesverband Wien
IBAN: AT65 2011 1287 6984 9600
BIC: GIBAATWW
Spendenzweck: „Sozialmarkt“