In einer Katastrophe wird die Lebensgrundlage von Betroffenen oft innerhalb kürzester Zeit vollkommen zerstört. Ein sogenanntes Emergency Temporary Camp soll hauptsächlich in der Anfangsphase einer Katastrophe Schutz und Obdach bieten.
Doch wie managt man die Bedürfnisse von besonders vulnerablen Gruppen in Notunterkünften? Acht Samariterbundorganisationen beschäftigen sich genau mit dieser Thematik und beziehen auch Fragen der sozialen Dienste in das Training mit ein. Die Samaritan International Partnerorganisation Weißes Kreuz hatte dafür zum zweiten Pilottraining in Bozen/Südtirol geladen.
I_TEM (Integrated Digital Training in Emergency Management) ist ein EU gefördertes Erasmus+ KA2-Projekt zur Erstellung eines Blended-Learning Leitfadens für soziale Dienste in Notsituationen und Notunterkünften. Bereits im vergangenen Jahr fand das erste Pilottraining in Rom statt und behandelte ausführlich Besonderheiten in der Arbeit mit Kindern sowie multikulturelle Aspekte und Herausforderungen in Katastrophensituationen.
Insgesamt waren mehr als 30 Teilnehmer:innen aus den verschiedensten Bereichen des Zivilschutzes, der Katastrophenhilfe und sozialen Diensten vertreten. Darunter vier Mitglieder der spezialisierten Auslandskatastrophenhilfe-Einheit Samaritan Austria – Rapid Response Team (SA-RRT), welche zum zweiten gemeinsamen Pilottraining nach Bozen entsandt wurden.
Die Fortsetzung konzentrierte sich vor allem auf die Vulnerabilität von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung. Theoretische und praktische Inhalte wurden neu ausbalanciert und das Hauptaugenmerk auf Übungen und Erfahrungsaustausch gelegt. Die Teilnehmer:innen sollten sich in die Lage der betroffenen Bevölkerungsgruppe versetzten und am eigenen Leib erfahren, sowohl auf Hilfe angewiesen zu sein als auch wie wichtig es ist, in Katastrophen ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen. Neben den umfangreichen praktischen Übungen organisierte die Gastgeberorganisation Weißes Kreuz u. a. eine Exkursion zum örtlichen Blindenzentrum. Auch hier war die Devise Fühlen statt Vermuten. Im Parkour im Dunkeln wurden nicht nur alle übrigen Sinne trainiert, sondern vor allem das Bewusstsein für sensible Situationen im Umgang mit Menschen mit Behinderung geschärft.
Für alle Beteiligten war der mehrtägige Lehrgang eine spannende Möglichkeit, einmal ganz bewusst die Rollen zu tauschen und aufmerksam gegenüber den Menschen zu sein, die vielleicht auch im täglichen Leben und nicht nur in Katastrophensituationen unsere Hilfe brauchen.